Veranstalter macht Rückzieher – zum 2. Mal kein Al-Quds-Tag in Berlin

Demonstranten mit israelischer Fahne Israel Is On The Map To Stay. Mitglieder der juedischen Gemeinde Deutschlands bekunden ihre Solidaritaet mit Israel und demonstrieren gegen den islamischen Al-Quds-Tag gegen jede Form von antisemitischer, antizionistischer und islamistischer Propaganda. (Copyright imago /IPON)

Letzte Aktualisierung am 20. Februar 2022 durch Thomas Morvay

(Berlin) – Gemäss einer Agenturmeldung haben die Veranstalter des jährlichen Hetztages gegen Israel in Berlin kalte Füsse bekommen. Der bisher regelmässig nach Ende des Fastenmonats Ramadan begangene “Hate-Fest” ist auch 2021 abgesagt. Es bleibt unklar, ob dies auf die in Deutschland geltenden Pandemie-Regularien oder auf das neu in Kraft gesetzte Berliner Versammlungsfreiheitsgesetz für diesen Rückzieher ausschlaggebend gewesen waren.Auf jeden Fall bleibt positiv festzuhalten, dass auch 2021 keine antisemitischen und Israel-feindlichen Parolen am Kurfürstendamm gebrüllt werden – sicherlich ein guter Anfang!

Der auf eine Initiative des iranischen Revolutionsführers Ayatollah Khomeini zurückgehende Festtag, fand auch in Berlin regelmässig nach dem Ende des Fastenmonats Ramadan statt. Die Behörden haben bis vor 2 Jahren keine Handhabe gefunden, die – mit scharfen Auflagen belegte – Veranstaltung gänzlich zu unterbinden. Dann brach die Corona-Pandemie und damit die Absage der letztjährigen Demonstration aus gesundheitspolitischen Gründen. Auch im aktuellen Jahr war die Demonstration zunächst angemeldet worden. Doch nun wird bekannt, dass die Veranstalter ihre Anmeldung zurückgezogen haben. Neben der anhaltenden Pandemie könnte es dafür noch einen weiteren Grund geben.

Seit Mitte Februar ist in Berlin ein neues Gesetz in Kraft, das einerseits als das liberalste Versammlungsgesetz gilt. Zum anderen bietet sie neu eine Handhabe, um Versammlungen in bestimmten Fällen zu verbieten:

§14 Beschränkungen, Verbot, Auflösung
Die zuständige Behörde kann die Durchführung einer Versammlung
unter freiem Himmel beschränken oder verbieten und die
Versammlung nach deren Beginn auflösen, wenn nach den zur Zeit
des Erlasses der Maßnahmen erkennbaren Umständen die öffentliche
Sicherheit bei Durchführung der Versammlung unmittelbar gefährdet
ist.

VersFG BE, vom 23. Februar 2021, veröffentlicht im Gesetz- und Verordnungsblatt für Berlin

In Absatz 2 dieses Paragraphen spezifiziert der Gesetzgeber, dass Versammlungen bereits im Vorfeld untersagt werden können, wenn “zum Hass […] gegen eine nationale, durch rassistische Zuschreibung beschriebene, religiöse oder durch ihre ethnische Herkunft bestimmte Gruppe” aufgerufen wird. Da am Al-Quds-Tag in der Vergangenheit regelmässig Fahnen Israel verbrannt und judenfeindliche Parolen skandiert wurden, ist dies ohne Weiteres gegeben. Es ist daher vorstellbar, dass sich die Veranstalter nicht trauten, das neue Gesetz durch Gerichte auf ihre Wirksamkeit prüfen zu lassen und es deswegen vorzogen, einen Rückzieher zu machen.

Eine weitere Entwicklung ist eine Eingabe der Opposition im Berliner Senat, mit der ein dauerhafter Verbot des Anlasses angestrebt wird – ebenfalls unter Berufung auf das neue VersFG:

Es bleibt abzuwarten, ob die rot-rot-grüne Mehrheit ihren Worten auch Taten folgen lässt.

Über Thomas Morvay 311 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*