Chag Pesach sameach?

Meine aussichtslose Suche nach etwas, was es aktuell gar nicht geben kann.

בָּרוּךְ אַתָּה יְיָ, אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הָעוֹלָם, בּוֹרֵא פְּרִי הַגָּפֶן

Baruch Atoh Adonai, Elocheinu, Melech ha-olam, borei hagafen

Kiddush

בָּרוּךְ אַתָּה יְיָ, אֱלֹהֵינוּ מֶלֶךְ הָעוֹלָם, שֶׁהֶחֱיָנוּ וְקִיְּמָנוּ וְהִגִּיעָנוּ לַזְּמַן הַזֶּה

Baruch Atah Adonai, Eloheinu, Melech ha-olam, shehechiyanu v’key’manu v’higiyanu lazman hazeh.

Shehecheyanu

Ich werde dieses Jahr keinen Wein trinken, kein erstes Glas, und auch keine weitern Gläser: haben die Verschleppten und noch immer eingesperrten Geisels in den Verliesen von Hamas etwa Wein? Wenn sie Glück haben, wissen sie dass heute Pesach beginnt, irgendein sadistischer Scherge wird es schon verraten haben, mit einem höhnischen Grinsen.

םמ נשתנמ הלילה הזה םכל הלילות?

Mah nish-ta-na ha-lai-lah ha-zeh mikol ha-lei-lot?

Ma Nishtana

Diese Nacht ist nicht anders als die vorangegangenen bald 200 Nächte: Der Schmerz, die Enttöuschung, die Wut, nicht nur dass dies hat geschehen können, aber auch noch anhält, ohne eine Perspektive – es ist schlicht unerträglich.

Es ist absolut kein Zufall, dass die Erzählung an dieser Stelle den Allgegenwärtigen in die Erzählung einbringt, um darauf die vier Kinder zu benennen: der Allgegenwärtige hat auch diese vier Kinder erschaffen: das weise Kind, das böse Kind, das einfache Kind und schliesslich das Kind, das nicht weiss, was und wie er fragen soll. Jedes von ihnen mit seinen tipischen Fragen, und Er gibt dir jeweils die Anleitung, wie Du Ihnen Pesach nahebringen kannst. Und schliesst daran die Frage, in welchen dieser vier Kinder du dich selbst erkennst.

Ich habe mich nie für das weise Kinde gehalt, denn ich empfand mich immer als Suchender. Manchmal passte mir die Symbolik des bösen Kindes, das sich aus allem rausnimmt, und so tut, als würde er sich alles fast unbeteiligt von aussen betrachten..

Am ehesten erkannte ich mich im einfachen Kind, der sich eine wissenschaftliche Arbeitshypothese zurechtlegt, und versucht daraus schlau zu werden.

Und heute: bin ich etwa von jener Sprachlosigkeit eingenommen, die mir gar die Fähigkeit nimmt, Fragen formulern zu können, um mich mit ihnen auseinander zu stzen. Ja, so komme ich mir vor: nach bald 200 Tagen so hilflos und tumb wie noch nie. Und dabei steht mir nicht einmal das Instrument zur Verfügung, was Neugeborenen aus solchen Notlagen hilft: eine Runde heulen. Denn mein Hirn ist schon zu gut entwickelt und weiss, dass heulen auf kein Ausweg ist, und dass auch keine Mama kommt, um mich in den Arm zu nehmen, mit mir zu kuscheln, mr ihre Liebe angedeihen zu lassen und einen Hauch Mutterleibswärme herbei zu zaubern.

Am Sederabend weiss ich wenigstens, dass die Geschichte des Auszugs aus Ägypten – mein Magen randaliert schon jetzt unüberhörbarund kennt nur noch das Wort ‘dayenu’ – also dass es irgendwann dann doch gut wird und wir endlich Essen dürfen. Fasr schon regenässig hat irgendein Erwachsener das Afikomen längst geklaut, und der Rebbe muss möglichst unauffällig für Nachschub sorgen, damit ein paar Kinderaugen doch noch strahlen können.

Aber aktuell bleibt die Frage doch: was soll an diesem Pesach aufbauend sein. Denn der einzige Exodus, für die Vershleppten – ob lebend oder tot – muss der Weg nsach Hause sein! Let my people go! Helft mir!

About Thomas Morvay 340 Articles
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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