Mahmud Abbas, der Unverbesserliche – endlich mit notwendigen Konsequenzen?

Im Juli besuchte Abbas das "Flüchtlingslager" in Jenin, wenige Tage nachem israelische Truppen in der Stadt mehrere Hamas-Terroristen festgenommen, sowie einige Kämpfer der Organisation getötet hatten. (Photo credit: Xinhua / Nidal Eshtayeh; Lizenz: imago)

Letzte Aktualisierung am 7. September 2023 durch Thomas Morvay

Ramallah – Anlässlich des Kongresses seines Fatah Revolutionsrates leistete sich Mahmud Abbas so schlimme antisemitische Entgleisungen, dass dies – endlich einmal, ist man geneigt zu sagen – zu erheblichen Protesten führte. Selbst die sich sonst in vornehmes Schweigen hüllende Europäische Union fand deutliche Worte! Doch: werden den Worten auch Taten folgen?

Abbas’ antisemitische Grundhaltung ist sattsam bekannt. Seine “Doktorarbeit” an der Moskauer Universität ist voll mit den seit dem 19. Jahrhundert verbreiteten Cliches über Juden. Und auch damals schon relativierte er die Schoa. Es scheint, auf seine “alten Tage” verliere der sog. Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde – bekanntlich im Jahre 18 seiner 4-jährigen Amtszeit – alle Hemmungen, und verspräche sich zumindest ein Leiserwerden der Kritik an seiner Person und an seiner Amtsführung.

Wie erst in den letzten Tagen bekannt geworden, tagte der Revolutionsrat des von ihm geführten Fatah-Bewegung, bereits am 24. August. Abbas hielt dort eine Rede, deren Inhalt nun einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. Das noch harmloseste seiner unsäglichen Behauptungen: die Juden in arabischen Ländern hätten diese zu Beginn der 1950er Jahre nur verlassen, weil sie von Israel dazu veranlasst worden waren. In Tat und Wahrheit wurde das Leben für Juden, nach dem Waffenstillstand am Ende des Unabhängigkeitskrieges, unerträglich oder gar unmöglich. In den meisten Ländern war “Zionismus” zu einem Kapitalverbrechen erklärt worden, eine Anschuldigung von nur 2 “Zeugen” reichte aus, um jemanden zu enteignen, ins Gefängnis zu werfen oder gar umzubringen.

Schwerwiegender sind die Behauptungen von Abbas, die Nazis hätten die Juden nicht deshalb verfolgt, “weil sie Juden waren, und Europäer Juden hassten”. Vielmehr aufgrund ihrer “gesellschaftlichen Rolle, die mit Geld, Wucher, usw.” zu tun hatte . Oder dass es eine antisemitische Grundhaltung gegenüber den Juden Nord-, Mittel und Osteuropas, also aschkenasische Juden, gar nicht geben könne, denn diese würden von den Chazaren abstammen, also gar nicht Semiten wären. Zu letzterem ist anzumerken, dass zwar ein Teil der Chazaren zum Judentum konvertierten und eine Zeit lang nach den “Gesetzen des Buches” lebten. Allerdings stammen nur wenige Europäer von den Chazaren ab.

Juden und Geldgeschäfte – wo hat man denn das schon gehört? Es ist wohl eines der ältesten antisemitischen Beschuldigungen, natürlich auch von den Nazis eingesetzt, lange bevor Gaskammern errichtet wurden. Also widerspricht sich Abbas selbst. In der Summe ergibt sich daraus auf jeden Fall eine Relativierung des Zivilisationsbruches im Holocaust. Und dafür erntet der PA-Präsident fast einhellige Kritik und Verurteilung.

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, meldete sich als einer der ersten zu Wort:

Für ihre Verhältnisse relativ zeitnah äusserte sich auch der Sprecher des des Diplomatischen Dienstes der Europäischen Union, Peter Stano:

[…] Solche historischen Verzerrungen sind aufrührerisch, zutiefst beleidigend, können nur dazu dienen, Spannungen in der Region zu verschärfen und niemanden Interessen zu dienen. Sie spielen in die Hände derjenigen, die keine Zwei-Staaten-Lösung wollen, für die Präsident Abbas immer wieder plädiert hat.

Darüber hinaus trivialisieren sie den Holocaust und treiben damit den Antisemitismus an und sind eine Beleidigung für die Millionen von Opfern des Holocaust und ihrer Familien. […]

Erklärung des Sprechers zu den Äußerungen von Präsident Abbas zu Juden und Antisemitismus, vom 7.09.2023

Sogar das Auswärtige Amt in Berlin schaffte es, innerhalb eines Tages eine Reaktion herauszubringen. Auf Anfrage von Welt-Online erklärte dazu eine Sprecherin:

Diese Äußerungen sind unsäglich und empörend. Jegliche Relativierung des Holocausts ist unerträglich und inakzeptabel.

„Unsäglich“ – Bundesregierung kritisiert Palästinenserpräsident Abbas , Welt-Online, 7.09.2023

Und der selben Quelle zufolge sagte der Bundestags-Abgeordnete der Freien Demokraten, Frank Müller-Rosentritt, ein guter Freund Israels:

Wir werden uns im Rahmen der aktuellen Haushaltsberatungen alle Ausgaben an palästinensische Organisationen genau anschauen und die Zuwendungsempfänger auf ihren Umgang mit Antisemitismus prüfen“ […] „Die Zeiten der Worte sind vorbei. Jetzt müssen auch endlich Konsequenzen in der Förderpolitik folgen.

Welt-Online, 7.09.2023

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, ausser dass seine Worte dort ankommen, wo Entscheidungen getrof

Über Thomas Morvay 312 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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