Letzte Aktualisierung am 5. Mai 2024 durch Thomas Morvay
Heute Abend beginnt in Israel Jom HaScho’a, der Gedenktag an den Holocaust und jüdisches Heldentum. Auch wenn ich nie ein Anhänger der damit verbundenen Losung “Nie wieder!” gewesen war, weil ich sie schon immer für einen unrealisierbaren Anspruch hielt, die letzten sieben Monate beweisen leider nur eins: unsere Welt ist längst wieder mitten drin im “wieder”!
An der Verleihung des Deutschen Filmpreises sagte die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer:
Als ich vor 14 Jahren zurückgekommen bin, hätte ich es mir nicht träumen lassen, was jetzt in der Öffentlichkeit los ist.
Margot Friedländers Apell an die Filmschaffenden
[…]
So hat es damals auch angefangen.
Ich bin nicht stolz darauf, aber ich hielt “Nie wieder!” seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts für einen bereits überholten Anspruch: damals konnte jeder sehen, der Augen hatte, und hören, wen die Natur mit hörenden Ohren ausstattete, dass es im deutschsprachigen Raum wieder möglich geworden war, über Hitler Witze zu reissen. Das war der Einstieg!
Der heutige virulente, sich feige als “Israelkritik” tarnende Judenhass scheint seit dem 7. Oktober 2023 , und ganz besonders seitdem Israel sich militärisch gegen das grösste Pogrom seit der Scho’a zu Wehr zu setzen begann, feiert Urständ. Es ist so abstossend omnipräsent, dass sich niemand ihrer Wahrnehmung entziehen kann! Was so manche seit Jahren sagen, dass nämlich die Welt bloss in Sonntagsreden weinend mit toten Juden auseinandersetzt, aber ihre wehrhaften Reaktionen darauf freimütig kritisiert und sich niemals daran gewöhnen wird.
Der arabische und muslimische Mob in den Grossstädten Deutschlands durfte monatelang offen die Vernichtung Israels fordern, und damit – ob es die ach so politisch korrekten Akteure wahrhaben wollten oder nicht – die Ausgrenzung und Verfolgung von Juden das Wort reden! Jede andere Interpretation ist im besten Fall Augenwischerei und im schlimmsten Realistätsverweigerung. Ich weiss es aus der eigenen Familiengeschichte, wie meine Verwandtschaft damals dachte: “es wird schon nicht so schlimm kommen”. Am Ende stand meine Mutter, für immer getrennt von ihren Elten, an der Rampe in Auschwitz. Am Ende schuftete mein Vater, den die ungarische Armee als Minenräumer und Kanonenfutter an die Ostfront verschleppte, in einem Steinbruch hinter dem Ural, drei Jahre lang als Gefangener der sowjetischen Roten Armee. Und, am Ende wurde mein Onkel, von den ungarischen Nazischergen halbtot geprügelt und vom Donauufer in Budapest nur durch einen glücklichen Zufall vor dem sicheren Tod gerettet.
Ich gedenke heute ihrer, und mit ihnen den anderen sechs Millionen. Zugleich jedoch, und das ist mein Anspruch, den ich von mir selbst und allen wohlmeinenden Mitmenschen abverlange, erhebe ich meine Stimme dagegen, dass ich und damit das jüdische Volk, erneut zu Opfern werden. Es geschieht heute wieder – aber es darf nicht wieder dort enden!
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