Solidarität mit Israel – ganz konkret

An der Pressekonferenz vom 17.01.2024: Petra Hemming, Dr. Roman Salyutov, Daniel Seyliev, Dr. Andrea Valin, Landrat Stephan Santelmann, Michael Buhleier, Leiter der VHS Bergisch Gladbach (v.l.n.r.) (Copyright: Nataja Marschan)

Letzte Aktualisierung am 22. Januar 2024 durch Thomas Morvay

In Bergisch Gladbach entsteht eine Solidaritätspartnerschaft mit dem, im Angriff vom 7. Oktober 2023 massiv gtroffenen Kibbutz Nir Oz. Nicht schöne Worte, aber konkrete Taten zeigen, was Solidarität mit Israel bedeutet: Menschen helfen Menschen. Die Initiative ist über die Stadt hinaus aktiv, informiert mit Veranstaltungen unterschiedlichster Art, sammelt Geld, das direkt den Betroffenen zugute kommt. Damit die heute in Eilat einquartierten Überlebenden des Massakers ihr Kibbutz wieder aufbauen und dorthin zurückkehren können.

Am frühen Morgen des 07. Oktober, einem Samstag, an dem das Leben in Israel und auch im Kibbuz Nir Oz ruht, wurde der Ort von einer tödlichen Welle der Gewalt überrollt, einem Albtraum, den niemand jemals für möglich gehalten hat. 246 Alte, Kinder, Frauen und Männer wurden brutal aus ihren Betten geholt und viele von ihnen auf bestialische Art vor den Augen ihrer Familienangehörigen abgeschlachtet und ihre Häuser niedergebrannt.

Insgesamt 136 Geiseln, von denen ein Grossteil aus Nir Oz stammen, befinden sich noch immer in der Hand der Hamas. Die Überlebenden des Kibbuz wurden nach Eilat evakuiert. bis eine neue, wenn auch nur vorübergehende Bleibe für die Bewohner von Nir Oz gefunden ist – denn eines ist klar: irgendwann werden die Menschen in “ihren” Kibbuz zurückkehren und ihn wieder aufbauen. Grösser, moderner und wehrhafter als er jemals war.

(aus der Pressemappe vom 17.01.2024; Fotos: Shahar Vahab und Amir Cohen)

Die Idee hatte der Musiker Dr. Roman Salyutov, dem es innerhalb von wenigen Stunden gelang, die Verbindung zum Kibbutz herzustellen. Bereits im Oktober 2023 fanden erste Benefizkonzerte in Bergisch Gladbach und an anderen Orten zustande. Den Stein ins Rollen brachten auch Spendenaufrufe des originalen Vereins zur Förderung der Städteparterschaft Ganey Tikva-Bergisch Gladbach, deren Vorsitzende Petra Hemming ist.

Buchstäblich ein paar Tage nach dem Angriff kam ich auf die Idee einer Sonderparnerschaft mit betroffenen Orten in Israel, die einen unfassenden Inhalt haben sollte, wie etwa Hilfe beim Wiederaufbau der Wohninfrastruktur und der Landwirtschaft, Sicherheitsmaßnahmen, medizinische Versorgung, Patenschaften für verweiste Kinder, Reha-Maßnahmen für Überlebende usw.

Sofort habe ich, unterwegs zu einem meiner Konzerte im Auto sitzend, Petra Hemming angerufen – nicht nur wegen ihrer breiten Kontakte zu Vertretern verschiedener Bereiche in Israel, sondern hauptsächlich wegen ihrer Reputation als überzeugte und glaubwürdige Israel-Freundin, die sie sich im Laufe vieler Jahre in Bergisch Gladbach und darüber hinaus erarbeitet hat.

Dr. Roman Salyutov, Initiant der Soliddaritätspartnerschaft

Von besonderer Bedeutung ist das Engagement von Landrat Stephan Santelmann, dank ihm hat der Verein die Möglichkeit, die im Projekt “Chaverut-Solidaritätspartnerschaft” des Landes Nordrhein-Westfalen zuzugreifen, der mit EUR 300’000 alimentiert ist. Die – auch in den Statuten des Vereins verankerte – Ausdehnung der Tätigkeiten auf den gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis, macht auch aus diesem Blickwinkel Sinn. Dass der Bürgermeister von Bergisch Gladbach, dem Vernehmen nach, geäussert haben soll, kein Interesse an Unterstützung eines weiteren Israelvereins durch die Stadt zu haben, wirft ein weiteres Schlaglicht auf die nach wie vor verhärteten Fronten.

Der Vorstand besteht aus 4 gleichberechtigten Vorsitzenden: Dr. Roman Salyutov, Petra Hemming, Dr. Andrea Valin und Daniel Seyliev, die an der Pressekonferenz anwesend waren. Sie erklären, unter dem “völlig unterschiedlichen Hintergrund”, insbesondere in der in der “unumstößlichen Solidarität mit Israel” und dem “Recht auf Selbstverteidigung” vereint zu sein. Geboten sei dies in den Zeiten, “in der ‘Judenhass’ fast wieder zum Alltag” gehöre.

Veranstaltungen wie Benefizkonzerte zugunsten der Opfer des Massakers der Hamas und Gaza-Zivilisten, Förderung des Wiederaufbaus, medizinische Hilfen uvm. prägen die Aktivitäten des Vereins.

Im Bild: Petra Hemming mit Efrat Machikawa (rechts im Bild) ist Sprecherin des Kibbutz Nir Oz und des “Abducted and Missing Families Forum” – anlässlich eines Konzertes in Berlin Ende Dezember 2023.

Vollständige Offenlegung: regelmässige Leser wissen um den besonderen Rat, den wir nach Bergisch Gladbach haben. Petra Hemming und ihr Partner Axel Bolte sind langjährige Freunde, deren Engagement für Israel wir begleiten und unterstützen. Sie kennen auch die – leider – dornenvolle Geschichte des originalen Ganey-Tikva-Vereins an Ort.

Über Thomas Morvay 312 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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