Drohbrief an Synagoge in Halle

Wie sicher können sich Juden noch fühlen?

Letzte Aktualisierung am 3. Juni 2020 durch Thomas Morvay

Einem Bericht der Mitteldeutschen Zeitung zufolge erhielt die liberale Synagogengemeinde Halle am vergangenen Donnerstag einen Drohbrief. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde hat Angst, um sich und seine Gemeindemitglieder. Halles Oberbürgermeister zeigt sich betroffen und sagte Unterstützung zu.

(Halle an der Saale) – Der Brief kam mit der normalen Post, doch sein Inhalt war alles andere als normal. Im unscheinbaren Umschlag steckte ein vierseitiger Brief, mit dem Briefkopf einer “Nationalen Freiheitspartei” mit Hitler-Portrait. Karl Sommer, der betagte Vorsitzende der dem Reformjudentum angehörenden Gemeinde umschrieb das Schreiben als “antisemitisch, beleidigend, volksverhetzend, nationalsozialistisch”. Sommer erstattete Anzeige, die Polizei ermittelt wegen Volksverhetzung..

„Wenn morgen ein Attentäter käme, sind wir völlig ausgeliefert“, zitiert das Blatt den 82-jährigen Karl Sommer. Seine Synagogengemeinde ist nicht identisch mit der jüdischen Gemeinde, deren Gebetshaus im vergangenen Oktober Ziel eines rechtsextremistischen Anschlags geworden war. Vielmehr beten die Gemeindemitglieder üblicherweise im Haus ihres Vorsitzenden im Ortsteil Trotha – heute allerdings, Covid19-bedingt, zuhause.

Halles Oberbürgermeister zeigte sich in einer Stellungsnahme am letzten Freitag entsetzt, bezeichnete die Bedrohungen als “unerträglich und eine Straftat”. Im Namen der Stadt sicherte er der Synagogengemeinde Unterstützung zu. Es bleibt abzuwarten, welche Taten die Stadt und seine Organe den schönen Worten folgen lassen werden. Unbestrritten ist, dass das Thema Sicherheit seit dem erwähnten Anschlag Dauerthema in Halle, resp. in Sachsen-Anhalt ist. Dem Vernehmen nach stehen bisher EUR 2.4 Mio. für eentsprechende Massnahmen zur Verfügung.

Um den Forderungen der Gemeinde und seines Vorsitzenden mehr Gewicht zu verleihen, hat sich auch das Aktionsform Israel, zusammen mit der Jüdischen Kultur-Initiative, Freiburg mit einem öffentlichen Schreiben ebenfalls an Oberbürgermeister Wiegand gewandt:

Über Thomas Morvay 311 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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