
London – Nachfolgend seiner Audienz beim König, ist Rishi Sunak der neue Premierminister des Vereinigten Königreichs. Er tritt dieses Amt an, in einer Zeit von fundamentaler Unsicherheit und Spaltung in der britischen Gesellschaft. Der Mann, der im Schlepptau von Boris Johnson in die höchsten Ränge des politischen Establishments einer Konservativen Partei aufgestiegen ist, steht vor monumentalen Herausfoderungen. Nachdem seine Vorgängerin Liz Truss in nur sieben Wochen auf spektakuläre Weise Schiffbruch erlitt, wird Sunak keine Schonfrist zugestanden.
Rishi Sunaks indisch-stämmige Eltern waren, im Zuge der Auflösung des Empire und dem Entstehen des Commonwealth, in den 1960er Jahren aus Ostafrika nach England eingewandert. Er selbst kam im Jahr 1980 in Southampton zur Welt, absolvierte das renommierte Winchester College und studierte anshliessend Philosophie, Politikwissenschaft und Ökonomie am namhaften Lincoln College in Oxford, Sodann erhielt er ein Fulbright-Scholarship nach Stanford in Kalifornien, wo er sich ein MBA erwarb. Zunächst arbeitete er als Investmentbanker bei Goldman-Sachs, bevor er 2015 seine politische Laufbahn begann – im Wahlkreis des ehemaligen Parteivorsitzenden der Konservativen, William Hague.
Es ist wohl richtig, dass Sunak nicht der erste Vertreter einer Minderheit im Amt des Ministerpräsidenten ist. Diese “Ehre” gehört dem ersten Grafen von Beaconsfield, besser bekannt unter seinem bürgerlichen Namen, Benjamin Disraeli. Der grosse Widersacher von Sir Robert Peel war, und wie die Briten stets betonen, Anglikaner von sephardisch-jüdischer Abstammung. Doch nie zuvor hat im Vereinigten Königreich ein praktizierender Hindu dieses hohe Amt ausgeübt, und seit über 200 Jahren gab es auch niemals einen jüngeren Amtsinhaber.
Im Kampf um die Nachfolge Boris Johnsons, im vergangenen Sommer, wurden auch die Überzeugungen und Positionen des damaligen Kandidaten Rishi Sunak zu srael und den jüdischen Gemeinden Britanniens abgefragt. Die wohl bedeutendste jüdische Zeitung des Landes, The Jewish Chronicle, führte damals ein ausführliches Interview mit dem Kandidaten. Hier die Kernaussagen aus dem Gespräch:
[Rishi Sunak] promised to boost funding to groups such as the Community Security Trust, saying he was “horrified” by the fact that security guards are required outside faith schools, and that Jewish children face abuse when they walk home from school.
Quelle: The Jewish Chronicle
With remarkable frequency it emerges that those who label Israel an apartheid state also deny Israel’s right to exist. It is a claim that stands as an obstacle to peace and the government should be calling it out at the UN and wherever else it is used.
Quelle: The Jewish Chronicle
The apartheid claim is not only factually incorrect but quite frankly offensive. Like any nation, Israel is not perfect — but it is a vibrant multi-ethnic democracy with a free press and the rule of law. It stands as a shining beacon of hope in a region of autocracies and religious extremists.
I share concerns about the conduct of the Palestinian Authority, and in particular their glorification of terror attacks against Israel and their refusal to remove antisemitic content from the curriculum.
Quelle: The Jewish Chronicle
But the only route to a lasting peace between Israel and the Palestinians is through the resumption of direct negotiations, and that involves engaging with the Palestinian Authority.
The UK is in a strong position to leverage its historic relationships with other Gulf states to widen the Accords and I would like to see UK diplomats place a greater focus on this.
Quelle: The Jewish Chronicle

an die “Conservative Friends of Israel” (Quelle: cfi)
Klar, man fühlt sich unweigerlich an die quasi obligatorischen Versprechen amerikanischer Präsidentschaftskandidaten erinnert, die sich dann – bis auf Präsident Donald Trump – in Luft auflösten. Und, wie dies auch in den USA zwischen Präsidenten und Department of State der Fall ist, geniessen die “Gnomen” im Foreign and Commonwealth Office eine ausserordentliche Machtfülle in der konkreten Ausübung der Aussenpolitik. So bleibt es abzuwarten, wie weit sich der PM Rishi Sunak wird durchsetzen können, oder ob der politische Alltag unerbittlich sein Tribut im Kampf um die wesentlichen Eckpunkte der Politik einfordern wird.
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