Versucht Trump mit “Israel” die Wahl zu gewinnen?

Wird es bald "Jerusalem/Israel" heissen? Abgeordnete kämpfen seit Jahren dafür - und die Trump-Administration könnte ihnen schon morgen beipflichten.

Letzte Aktualisierung am 28. Oktober 2020 durch Thomas Morvay

Was für eine Woche: letzten Freitag unterzeichneten in Washington die USA mit Bahrain eine gemeinsame Absichtserklärung, gegen Judenhass zu kämpfen. Heute wiederum unterschrieben sie mit Israel die überarbeiteten Fassungen dreier Verträge aus den 1970er Jahren, aus denen territoriale Einschränkungen entfernt wurden, Gebiete betreffend, welche Israel im Sechs-Tage-Krieg eroberte. Aktuell berichten mehrere Quellen, dass die Trump-Administration die langjährige, zuletzt vor fünf Jahren auch vom Obersten Gericht bestätigte Praxis aufgeben, wonach in Jerusalem geborene Amerikaner nicht Israel als ihr Geburtsland in ihrem US-Pass führen dürfen.

Die Ariel Universität, innerhalb der gleichnamigen Stadt in Judäa, welche von vielen als Siedlung in der von Jordanien erfundenen Bezeichnung als “West-Bank” bezeichnet wird, war heute Mittag Schauplatz der feierlichen Vertragsunterzeichnung durch den US-Botschafter in Israel David Friedman und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Die Verträge, ursprünglich in den frühen 1970er Jahren geschlossen, betreffen gemeinsame wissenschaftliche Projekte der beiden Länder.

Bis vor etwa einem Jahr vertrat auch das US-Aussenministerium die Auffassung, israelischen Siedlungen jenseits der Waffenstillstandslinien von 1949 fehle es an Legitimation durch das Völkerrecht. Im vergangenen November änderten die USA ihre diesbezügliche Auffassung und sahen die Besiedlung der schon in der Bibel aufgeführten israelischen Gebiete Judäa und Samaria, aber auch der Golanhöhen und des östlichen Teils von Jerusalem, als “nicht mehr unvereinbar mit dem internationalen Recht”. Diesem Politikwechsel folgen nun die erwähnten Verträge zwischen den beiden Ländern.

Friedman erklärte heute, die bisher gemachten geografischen Einschränkungen in den Verträgen seien “ein Anachronismus, das keinen Platz mehr hat in [der] sich entwickelnden Region”. Und er fügte hinzu: Dieses historische Abkommen zementiert nicht nur US-Politik, “wonach israelische Siedlungen nicht illegal sind”, und bekräftige dies durch die monetären Vereinbarungen. Die palästinensischen Araber dagegen erklärten die heutige Vertragsunterzeichnung zum “gefährlichen Präzedenzfall”, wodurch sich die Amerikaner “an der Besatzung palästinensischen Landes” beteiligten.

Der weitere Politikwechsel, wonach nun in US-Pässen neu “Jerusalem/Israel” stehen dürfe, könnte bereits am morgigen Donnerstag, nur 5 Tage vor den Präsidentschaftswahlen bekannt gegeben werden. Und es dürfte heute unverhältnismässig schwieriger sein, dies anzufechten, als dies jemals in den letzten zwei Jahrzehnten der Fall war. Denn im 2015 vor dem Supreme Court verhandelten Fall “Zivotofsky v. Kerry” argumentierte der Staat gerade damit, dass die Aussenpolitik eine ausschliessliche Domäne des Präsidenten sei. Schon der Republikaner George W. Bush, hatte ein mit diesem Thema befassten Gesetz 2003 mit dieser argumentativen Einschränkung parafiert.

Es fällt schwer, die Häufung von Entscheidungen mit mehr oder weniger deutlichen Bezügen zu Israel und dem Nahostfrieden nicht im Zusammenhang mit den anstehenden Wahlen zu sehen. Das Argument könnte sein, diese Administration handelt , wenn es um Israel geht, während alle zuvor nur schöne Versprechungen abgegeben haben. Und nur eine Erhaltung der republikanischen Mehrheit im Senat und die Bestätigung des republikanischen Amtsinhabers im Weissen Haus, garantieren die Fortsetzung dieser Politik. Ob dieses Kalkül aufgeht?

Über Thomas Morvay 310 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

3 Kommentare

  1. Nach WHO Definition ist der Potus Donald Trump ein Psychopath. Er wird, u.a. im Spiegel, auch als bösartiger Narzisst und gefährlicher Psychopath beschrieben.

    Deshalb staune ich über Personen, die ihn schätzen, wie zB der Israelische PM Benjamin Netanyahu.

    Jedenfalls, aus Bildern aus den Medien entnehme ich, dass seine weiblichen Familienangehörigen sich durch ausgesprochen schöne Busen auszeichnen.

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