USA machen erneut Gebrauch von ihrem Vetorecht im UN Sicherheitsrat

20. November 2024: der Sicherheitsrat stimmt ab über eine Resolution zum Gaza-Konflikt: 14 Ratsmitglieder stimmen zu, in der Mitte erkennbar, dass die USA nicht zustimmen. (Lizenz: imago / Pacific Press Agency; Copyright: Lev Radin)

Im Vorfeld wurde spekuliert, die Biden-Administration könnte Israel ein Abschiedsgeschenk bescheren, wie es die Obama-Regierung 2016 getan hatte, als sich die Vereinigten Staaten bei einer Israel-Resolution der Stimme enthielten. Dass sie es nicht tat, wurde in Israel mit Erleichterung registriert.

Weil es sich also um einen Entwurf handelt, dessen Verbreitung eingeschränkt bleibt, veröffentlichen wir hier den Text, über den abgestimmt worden war. Es ist geradezu erschreckend, was offensichtlich den “kleinsten gemeinsamen Nenner” darstellt, auf den man sich im Vorfeld verständigt hatte: keine namentliche Erwähnung der Hamas, massive Zuweisung von Schuld an Israel in mehreren Punkten, und eine leicht falsch zu interpretierende Erwähnung “aller Geisel”.

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Es ist in diesem Zusammenhang daran zu erinnern, dass auch in der allgemeinen Diskussion die rechtskräftig abgeurteilten, in israelischen Gefängnissen einsitzenden Straftäter in der arabischen Welt häufig als Geiseln gelten, die als Verhandlungsmasse gesehen werden. Hier ist an den “Austausch von Gefangenen” in 2011 zu erinnern. Nach mehr als 5 Jahren war der israelische Soldat Gilad Schalit freigekommen, unter den damals Freigepressten befand sich Jahya Sinwar.

Auffallend ferner die extensive Diskussion der Rolle und Bedeutung von UNRWA, dem Hilfswerk für die palästinensische Flüchtlinge. UNRWA ist aktuell weltweit massiv in der Kritik, ihre Mitglieder haben erwiesenermassen am Massaker vom 7. Oktober 2023 teilgenommen, unter der Lehrerschaft in UNRWA-Schulen befinden sich bis zu 3’000 Hamasmitglieder. In Bundesbern wird über die Art und Weise gestritten, ob und wie das UN-Hilfswerk inskünftig unterstützt werden kann.

Ignazio Cassis, der Aussenminister der Eidgenossenschaft, hat sich kurz nach seinem Amtsantritt als dezidierter Kritiker von UNRWA hervorgetan, als er das Hilfswerk als Teil des Problems bezeichnete. Heute singt er mit im Kanon, das auf die unverzichtbare Bedeutung von UNRWA im gesamten Nahen Osten verweist. Wir meinen, Herr Cassis und sein EDA sind zu einem Teil des Problems UNRWA geworden!

Zum Abschluss noch die Erklärung der Delegation der Vereinigten Staaten im UN-Sicherheitsrat, in der sie ihr Veto begründen, und zugleich massive Kritik am Abstimmungsverhalten der übrigen 14 Ratsmitglieder – darunter noch bis Ende Jahr die Schweiz – üben.

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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