Universitäts-Hörsaal nach Besetzung wochenlang nicht nutzbar

Die Besetzung eines Hörsaals der Humboldt-UIniversität durch Demonstranten wurde durch die Polizei beendet. Mehr als 100 Strafverfahren wurden u.a. wegen Sachbeschädigung eingeleitet.(Lizenz: imago-images; Copyright: Stefan Frank)

An der Berliner Humboldt-Universität kam es am Mittwoch nach der Besetzung eines Hörsaals durch pro-palästinensischen Demonstranten zu etwa 100 Festnahmen und der Eröffnung von Strafverfahren, insbesondere wegen Sachbeschädigungen.

Der Emil-Fischer-Hörsaal war am Mittwochnachmittag gegen 14 Uhr durch 89 Personen besetzt worden. Zeitgleich versammelten sich vor dem Gebäude rund 30 Personen, welche auch mit den Hörsaal-Besetzern “interagierten”, wie es in der Polizeimeldung heisst. Auf dabei verwendeten Transparenten wurde etwa das Existenzrecht Israels geleugnet, Gewalt verherrlicht und auch das berüchtigte rote Dreieck gezeigt, das als Symbol der Terrororganisation Hamas gilt. Aufgrund dieser Sachverhalte sah das Präsidium der Universität “rote Linien” überschritten und schaltete die Polizei ein. Von dieser wurden 95 Personen aus dem Hörsaal entfernt und deren Personalien aufgenommen.

Bereits zuvor wurden “gegen einen Teilnehmer der Versammlung freiheitsbeschränkende Massnahmen nach vorausgegangenen Beleidigung” durch die Polizei durchgeführt. Es wurde erheblicher Sachschaden im Hörsaal sowie im gesamten Gebäude verursacht, dessen Ausmaß aktuell begutachtet wird. Schon jetzt ist klar, dass die Beschädigungen so gravierend sind, dass der Raum für Wochen, möglicherweise Monate, nicht für die Lehre zur Verfügung stehen wird.

Stellungnahme des Präsidiums der Humboldt-Universität, 16. April 2025

Aus Polizeikreisen verlautete ausserdem, dass insbesondere wegen des “Verdachts des schweren Hausfriedensbruchs, des besonders schweren Landfriedensbruchs, der Volksverhetzung, der Verwendung verfassungsfeindlicher und terroristischen Organisationen” ermittelt werde. Zwei Beamten wurden, beim Herausführen von Protestierenden an der Hand verletzt. Sachbeschädigungen entstanden auch, weil sich die Polizei durch die verbarrikadierten Türen Zugang zum Hörsaal verschaffen musste.

… aus einem Fenster wurden “gezündete Pyrotechnik geworfen sowie Flüssigkeit, mutmasslich Urin, in Richtung der Einsatzkräfte geschüttet”.

Polizeimeldung “Hörsaal besetzt und beschädigt”, Nr. 0964 vom 17.04.2025

Direkter Auslöser der aktuellen Hörsaalbesetzung soll die bevorstehende Ausweisung von vier “Aktivisten” sein, welche im Oktober letzten Jahres die Freie Universität Berlins gewaltsam besetzt hatten. Nach Auskunft des Verwaltungsgerichts Berlin ist für einen solchen Schritt nicht zwingend eine strafrechtliche Verurteilung notwendig. Dennoch ist die im Raum stehende Abschiebung vorerst ausgesetzt worden.

Als einer der Organisatoren der studentischen pro-palästinensioschen Proteste gilt das “Student Coalition Berlin”. Deren Instagram-Seite ist eine Ansammlung von zum Teil wirren Plakaten, vornehmlich zum Konfikt zwischen Israel und nicht näher definierten “Palästinensern”.

Dieser Beitrag wurde aktualisiert durch Thomas Morvay, vor 1 Monat

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

2 Comments

  1. In den Jahren 1980-1990 waren wir an Weiterbildung in Berlin. In gewissen Strassen wurden wir abgeraten zu gehen, weil alles voll besetzt mit Moslemen war. Sie waren bedrohlich!

    • Dabei war es damals noch eine geteilte Stadt. In Berlin gab es schon immer “problematische” Bezirke, das stimmt. Mit meinen Beitrag will ich allerdings ein über Berlin hinausgehendes, immer deutlicher werdendes Problem beleuchten: man muss schon sagen, es ist ein grassierender Judenhass, der uns überall entgegen schlägt!

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