Stelldichein der Sicherheitspolitiker

Am kommenden Wochenende herrscht in München Ausnahmezustand, wenn sich zum 56. Male dort die weltweite Elite der Sicherheitspolitik zur Sicherheitskonferenz trifft. Das im Kalten Krieg erschaffene Format, in seinen Anfängen noch “Wehrkundetagung” genannt, versammelt bei seiner aktuellen Aufgabe vom kommenden Freitag an weltweit führende Politiker, Militärs und Vertreter der Rüstungsindustrien.

Hauptthema der diesjährigen Veranstaltung ist “Westlessness”, ein im gestern erschienenen “Munich Security Report” näher umschriebener Begriff. Dort wird er definiert als der Zustand, wo es angesichts der neuen Konfrontation der Supermächte, an einer konzertierten Antwort “des Westens” fehlt. Dieser Westen ist dabei die Summe jener Staaten, die sich einem demokratisch-liberalen Weltbild verschrieben haben. Für die Veranstalter ist hierbei jedoch unerlässlich, dieses Thema mit den weiteren Herausforderungen unserer Tage zu verbinden, namentlich dem Klimawandel, sowie den Zusammenhängen zum Welthandel und technologischem Fortschritt.

Wenn am Freitag die Konferenz mit dem Vortrag des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier eröffnet wird – notabene jenem Steinmeier, der als Aussenminister den Begriff einer “aktiven Aussenpolitik” für sein Land geprägt hatte – wird in seinem Publikum die grösste US-Delegation sein: angeführt von Aussenminister Mike Pompeo, Verteidigungsminister Mark Esper und der Sprecherin des Abgeordnetenhauses Nancy Pelosi. Zum ersten Mal dabei sein werden mit dem französischen Präsidenten Emanuel Macron und dem kanadischen Premier Justin Trudeau die führenden Politiker der wichtigsten Verbündeten Deutschlands in der Europäischen Union und in der Nato.

Die Münchner Sicherheitskonferenz beginnt am Freitag, 14. Februar und dauert 2 Tage. Neben den Veranstaltungen im traditionsreichen Hotel Baryerischer Hof, finden noch weitere spannende und hochkarätige Konferenzen und Podiumsgespräche mit Vorträgen statt. Die bedeutendste unter ihnen dürfte jene an der Technischen Universität München sein, an welcher am 14.02.2020 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr der ehemalige UN-Generalsekretär Ban ki-Moon sprechen wird.

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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