Name – Schall und Rauch oder politisches Signal

Die wohl bekannteste und symbolisch bedeutendste Aussicht in Judäa: aus den Ruinen von Masada, hinunter zum Toten Meer (Lizenz: imago/ZOONER; Copyraght: Daniel Ferreira-Leites Ciccarino)

Viele Ortschaften, die in der Bibel genannt sind, befinden sich hier. Dennoch ist die Region seit rund einem halben Jahrhundert unter der Bezeichnung weltweit bekannt, den ihr die jordanischen Eroberer während 19 Jahren der Besatzung gaben, und sie gilt als israelisch besetzte Zone: Judäa und Samaria. Das ist nur eines der subtileren Erscheinungsformen von Israelhass, mit denen Juden seit zwei Millenien leben müssen. Der U.S. Kongress will das nun ändern.

Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit reichten drei republikanische Mitglieder des U.S.-Abgeordnetenhauses – Claudia Tenney, Randy Weber und Anthony D’Esposito – im vergangenen Jahr einen Vorstoss ein, der darauf abzielt, die Bezeichnung “West Bank” in Dokumenten der amerikanischen Regierung durch ihren historisch korrekten Namen Judäa und Samaria zu ersetzen. Nun folgt ein Resolutionsentwurf auch im Oberhaus, eingereicht durch den wesentlich bekannteren Senator Tom Cotton.

Der Text der beiden eingebrachten Entwürfe ist identisch:

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Diese Anstrengungen durch Israel freundlich gesinnten, mehrheitlich republikanischen, Parlamentatiern reihen sich nahtlos ein in Massnahmen, etwa dem “Anti-BDS Labeling Act”, welches im vergangenen September im Abgeordnetenhaus verabschiedet worden war. In deutlicher Abweichung von Massnahmen in der EU, verwenden diese die Herkunftsbezeichnung bei Produkten aus den “Territorien” als aus Israel stammend. Bereits davor (in der ersten Trump-Präsidentschaft) wurde, die aus arabisch-palästinensischer Sicht identitätsstiftende Nomenklatur “West Bank and Gaza”, in zwei Teile aufgebrochen, “West Bank” und “Gaza”. Gegner der Massnahme kritisierten, der Schritt ginge weiter als sogar von Israel stipuliert. Die hinlänglich, einschlägig bekannte Abgeordnete Rashida Tlaib bezeichnete das Gesetz als einen Schritt in Richtung “ethnischer Säuberung”, das die Existenz der Palästinensern ausradierte.

Nach vier Jahren U.S. Aussenpolitik, vertreten durch den Juden Antony Blinken, der ganz offensichtlich sich nach der Maxime von Henry Kissinger sah, tut diese fundamental-evangelikalisch ausgerichtete Israelpolitik zweifellos gut. Wie erinnerlich, sagte “HAK” einmal zu Golda Meïr, er wäre “in erster Linie Amerikaner, in zweiter Aussenminister und in dritter Jude”. (Golda, auch eine Realpolitikerin, merkte dazu nur an, dass man in Israel “von rechts nach links” lese.)

Und so, wie Politik realistischerweise stets betrachtet werden muss, zumal wenn man Angehöriger einer Minderheit ist, darf eine kurzfristig positiv anmutende Haltung zum jüdischen Staat kein Grund zur Euphorie sein! Besser ist es, sich daran zu erinnern, dass auch Amerika “nur” seine ureigensten Interessen verfolgt. Und das kleine Israel ist dabei “nur” eine Schachfigur – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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