Münchner Sicherheitskonferenz eröffnet

Wolfgang Ischginger eröffnet MSC 2020

Letzte Aktualisierung am 28. Februar 2020 durch Thomas Morvay

Wolfgang Ischinger begrüsst seine Gäste

In München wurde soeben die 56. Sicherheitskonferenz mit einem Grusswort des Vorsitzenden Wolfgang Ischinger eröffnet. Um auf die Themen der 3-tätigen Veranstaltung einzustimmen, erläuterte er den Schlüsselbegriff des aktuellen „Security Report 2020“: Westlessness. „Die Welt ist weniger westlich, ja die westliche Welt selbst ist weniger westlich geworden“, führte er aus. Im Jahr der 30. Wiederkehr der Maueröffnung postulierte Ischinger es als die besondere Verantwortung Deutschlands, die Türen zum Dialog mit Russland offen zu halten, gerade auch im Hinblick auf die Ablehnung der russischen Positionen in Syrien, in der Ukraine und Georgien.

Eröffnungsrede von Bundespräsident Steinmeier

„Das Wir des Westens ist heute nicht mehr so selbstverständlich, wie vormals“, sagt der ehemalige deutsche Aussenminister. Und wiederholte seine Aussage vor 14 Tagen in Jerusalem: „Wir in Deutschland haben nicht genug aus unserer Geschichte gelernt“. Zunehmend destruktive Prägung der Weltpolitik, ein gekränktes Russland („zu Recht oder zu Unrecht“ liess der Redner offen), das verstörende Verhalten Chinas und insbesondere der Rückzug der Vereinigten Staaten sind die Eckwerte, im Urteil des deutschen Bundespräsidenten, der mit diesen klaren Worten für sich in Anspruch nahm, so gar nicht präsidial-zurückhaltend zu sein. Und beklagte explizit, dass die Welt, wie sie sich vor 30 Jahren aufmachte zu werden, drohte heute unterzugehen. Für Deutschland und die Deutschen gelte dies ganz besonders, so Steinmeier. Europa ist und bleibt die einzig gelungene Antwort auf die Geschichte des letzten Weltkriegs, mahnte der deutsche Präsident, fast schon beschwörend.

Am Ende doch der Lehrmeister

Und damit kapitulierte Steinmeier endgültig und verfiel in das, was sein Vorbild, der ehemalige Bundeskanzler und der archetypische Deutsche Elder Statesman, Helmut Schmidt, am besten tat: in ein Belehren nach dem Muster: „am deutschen Wesen muss die Welt genesen“. Schade, sehr schade – dieser Redner war eine Fehlbesetzung als Eröffnungsredner. Denn er war nicht in der Lage, sich präsidial zurückzuhalten!

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Über Thomas Morvay 326 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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