Jede Menge Unsicherheit um Mahmud Abbas

Mahmoud Abbas, Praesident der Palaestinensischen Behoerde in einer Archivaufnahme aus dem Jahr 2018 Copyright Thomas Koehler; Lizenz imago

(Ramallah/Köln-Bonn) – Die Gerüchteküche brodelt seit gestern vormittag. Die bisher mehrheitlich auf Hörensagen beruhenden Aussagen konzentrieren sich in erster Linie auf den Gesundheitszustand des 85-jährigen Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde. Ausserdem hörte man, Abbas wolle neben seines medizinischen “Routine-Check-Ups” auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen. Nach über 30 Stunden lichtet sich der Nebel etwas.

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In einer erst über die Nachrichtenagentur AFP verbreiteten Meldung gestern früh – die sich ihrerseits auf anonyme Quellen aus dem Umfeld des “Büros des Präsidenten” stützte – wurde der greise Abbas, der in der Vergangenheit mehrfach notfallmässig nach Israel in ein Krankenhaus eingeliefert worden war, per Hubschrauber von Ramallah in die jordanische Hauptstadt evakuiert. Für diese Nachricht, die Lauffeuer-artig auch von israelischen und deutschspachigen Medien verbreitet wurden, gab es allerdings keinerlei offizielle Bestätigung. Selbst als Abbas’ Rivale und einer der wichtigsten Mitbewerber im – noch nicht abgesagten – für kommenden Juli angesetzten Präsidentschaftswahlen, Mohamed Dahlan öffentlich über die angeschlagene Gesundheit von Abbas spekulierte, herrschte in Ramallah Schweigen.

Doch erst in den Abendstunden konnte man Flugbewegungen aus der jordanischen Hauptstadt beobachten.

Konkret handelte es sich erst um eine Bombardier Challenger 600 mit der deutschen Immatrikulation D-AFAA,…

… gefolgt kurze Zeit später von einer Gulfstream IV (Reg. Nr. N51PR)

Beide flogen um Israel herum, um dann über die Sinaihalbinsel in Richtung Mittelmeer und Kurs auf Europa aufzunehmen. Während die Challenger schliesslich in Bukarest landete, verlore sich die Spur des Gulfstream, als es in der Nähe der ägyptischen Küstenstadt Tobruk seine zivile Erkennung abschaltete. Erst in den frühen Morgenstunden tauchte es wieder auf, und zwar auf der NATO-Marinebasis Souda Bay auf Kreta.

Während des Vormittags blieb es auf Kreta verhältnismässig ruhig, bis um 13:30 Uhr Lokalzeit eine Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr, eine Airbus A330 15-01, welche morgens um kurz nach halb 10 Köln-Bonn verlassen hatte, dort gelandet war und bereits eine Stunde später sich auf den Rückflug machte.

Dies ist bisher der deutlichste Hinweis darauf, dass sich Mahmoud Abbas in Deutschland aufhalten könnte. Eine Bestätigung steht allerdings nach wie vor aus. Sodann ist natürlich die Frage, wie weit Abbas’ Gesundheit beeinträchtigt ist, ob also die Beteuerungen aus seinem Umfeld, es handele sich um Routineuntersuchungen, zutreffen. Dagegen spricht bisher, dass es nach seiner Verlegung über einen Tag gedauert hatte, bis er – wenn unsere Recherche stimmt – in Deutschland angekommen ist, und dass er während der einzelnen Etappen der Reise nicht mehr als knapp 4 Stunden in der Luft war und anschliessend ausgedehnte Pausen benötigte. Eine Antwort auf unsere Anfrage an das deutsche Auswärtige Amt ist bisher unbeantwortet geblieben.

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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