Letzte Aktualisierung am 5. Mai 2020 durch Thomas Morvay
Die Art und Weise, in der sich der Kameruner Philosoph Achille Mbembe mit seiner aktiven Beteiligung am Disput um seine Eröffnungsrede an der Ruhrtriennale in die Nesseln setzt, erinnert an ein Muster. Mbembes Versuch sich freizureden erinnert an ähnlich tragische Fehlleistungen zweier kanadischer Professoren.
(Düsseldorf) – Der aus Kamerun stammende Philosoph Achille Mbembe sollte an der diesjährigen Ruhrtriennale das Eröffnungsreferat halten. Mit dieser Besetzung hatte sich die im Herbst abtretende Intendantin eines der grössten Kulturfestivals in Deutschland, Stephanie Carp, ein weiteres Mal in Szene zu setzen vermocht. Die Ruhrtriennale war in aller Munde, es wurde wieder die Entlassung Carps gefordert, und Mbembe in die Nähe der Bewegung Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen (BDS) gerückt, welche u.a. zu akademischedn Boykotten gegen Israel aufruft.
Mbembe wehrte sich gegen diese Positionierung in einem Mitte April 2020 vom Deutschlandfunk geführten Interview. Der Journalist René Aguigah fragte ihn, unter Berufung auf einen offenen Brief des FDP-Abgeordneten Lorenz Deutsch, er möge seine Beziehung zur BDS-Bewegung charakterisieren. In einer langatmigen Antwort entgegnete der Befragte:
Lassen Sie mich das ein für alle Mal sagen: Die Wahrheit ist, dass ich keinerlei Beziehung mit BDS habe. Ich bin in keinerlei politischen Organisation Mitglied. Ich muss fest darauf beharren, dass dies mein Recht ist, und niemand wird es mir nehmen. […] So weit es mich betrifft, möchte ich meine Weigerung wiederholen, mit Institutionen oder Individuen zusammenzuarbeiten, die in Völkerrechtsverletzungen oder Menschenrechtsverletzungen in den besetzten palästinensischen Gebieten verstrickt sind. Diese Weigerung zur Zusammenarbeit hat nichts mit Antisemitismus zu tun, es sei denn, der Begriff würde jeder moralischen Bedeutung entleert. Noch hat sie irgendetwas damit zu tun, das Existenzrecht Israels zu bestreiten.
Deutschlandfunk Kultur, 23. April 2020
Ist hier nicht ein innerer Widerspruch? Inwiefern ist es glaubhaft, wenn sich jemand von einer Organisation formell distanziert, sich jedoch dessen Gedankengut und Ziele zu eigen macht? Diese Frage muss sich Achille Mbembe gefallen lassen, denn nun kommt zutage, dass er sich zusammen mit Sarah Nuttall, im November 2018, für die Forderung der BDS-Bewegung stark gemacht hat, die an der Ben-Gurion-Universität lehrende Professorin Shifra Sagy, von einer Konferenz in Südafrika auszuladen. Sie verknüpften dies mit einer Erklärung, ihre eigene Teilnahme von der Befolgung der Forderung abhängig zu machen. Entscheidend hierbei ist, dass Mbembe und Nuttall sich explizite eine Forderung des BDS zu eigen machten. Das ist ein eklatanter Widerspruch zur oben gemachten Aussage.
Man wird unweigerlich an die Affäre um Prof. Richard Goldstone erinnert, dem Leiter einer Untersuchung des UN-Menschenrechtsrats zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Januar 2009 (Operation “Gegossenes Blei”). Nach der Veröffentlichung des Berichts war Goldstone gezwungen zurückzurudern. Und eine ebenfalls vom Genfer UN-Gremium in Auftrag gegebene Untersuchung in die Ereignisse des Sommers 2014 (“Operation Schutzlinie”), welche von Prof. William Schabas geleitet werden sollte, wurde massiv in ihrer Wirkung beeinträchtigt, nachdem Vorwürfe von Schabas’ verschwiegenem Interessenkonflikt bekannt geworden waren und dieser seinen Hut nehmen musste.
Achille Mbembe sollte also gewarnt sein. Doch wie so viele andere vor ihm, nutzten ihm seine intellektuellen Fähigkeiten wenig, als anrüchig wurde, in welchen menschlichen Niederungen er sich bewegt. Es scheint, als ob Judenhass die Denkprozesse der davon betroffenen Menschen erheblich beeinträchtigte. Es ist zu vermuten, dass auch Achille Mbembe diese Lektion erst durch eigenen Schaden wird lernen können. Und das soll ein Philosoph sein?
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