Letzte Aktualisierung am 21. November 2021 durch Thomas Morvay
Jerusalem – Am heutigen Vormittag ereignete sich in Jerusalems Altstadt ein blutiger Terroranschlag, verübt durch einen Araber aus dem Problembezirk Shuafat, im Osten der Stadt. Die Opfer waren Juden, unbeteiligte Zivilisten und ihnen zur Hilfe eilende Sicherheitskräfte, wohl wahllos ausgesucht. Das einzige Kriterium dabei: ihre jüdische Identität. Einer starb noch am Tatort, die übrigen wurden veletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Der Terrorist wurde durch die Sicherheitkräfte “neutralisiert” – das ist doch wohl bei einem Selbstmordattentat einkalkuliert.
Beim Opfer handelt es sich um einen Einwanderer, einen jungen Mann aus Südafrika, der als “lone soldier” nach Israel gekommen ist, und als Guide an der Klagemauer arbeitete. Seinen Namen gaben die Behörden schon kurz nach dem Anschlag bekannt, Eliyahu David Kay – möge die Erinnerung an ihn stets segensreich sein. Er wollte bald heiraten, nun muss ihn seine Familie zu Grabe tragen – was für eine grausame Tat, und was für ein sinnloser Tod!
(Quelle: Netzfund)
In der folgenden Bildstrecke will ich eine kleine, willkürliche Auswahl aus den deutschsprachigen Medienberichten, versehen mit einem jeweils kurzen eigenen Kommentar, präsentieren. Dabei liegt der Fokus, bewusst gesezt, auf der Schlagzeile und dem meist angefügten Titelbild: sie sind es, was der Betrachter als erstes sieht, und darauf basierend entsteht seine erste, instinktive Einschätzung – noch bevor er die Details kennt. Und wenn dies systematisch geschieht, kann man einerseits nicht mehr von Einzelfällen sprechen, dann hat es Methode. Und die Methode kommt auch dadurch verstärkt zum Tragen, dass in den Onlinemedien häufig die elektronisch vorliegenden Agenturberichte verwendet werden. Damit ist unvermeidbar eine Verstärkung erzeugt, welche dadurch entsteht, dass scheinbar unterschiedliche Quellen – welche sich aber ihrerseits aus den selben Quellen speisen – fast gleich lautende erste Eindrücke transportieren. Sehen Sie selbst:
Ausgerechnet die Bild bringt es auf den Punkt! Allerdings, hier wird vermutlich der Attentäter weggetragen, nicht der getötete Israeli.
Swisscom blue, der Online-Nachrichtenkanal des grössten Schweizer Telefonie- und Internetanbieters, bringt ebenfalls eine mustergültige Schlagzeile. Abstriche gibt es nur für das Foto, das von einer Bild-Agentur übernommen wurde: warum muss man einen Sicherheitsbeamten vor dem Tempelberg zeigen?
Auch der BR24 benennt korrekt den Urheber als "palästinensischen Angreifer", schweigt sich jedoch zu den Opfern aus. Zudem das Foto, das eine massive Polizeipräsenz zeigt, kann tendenziös interpretiert werden.
Beim Der Standard, einem linksliberalen Blatt aus Wien, möchte man den "mutmasslich palästinensischen" Angreifer nicht schon in der Schlagzeile benennen, wodurch die Natur des Anschlags vernebelt wird.
Die Deutsche Welle, mag so gar nicht richtig glauben, was aus Israel gemeldet wird, und ist entsprechend vage: ein, nicht näher spezifizierter, "Angriff", für den auch nur der zuständige israelische Minister die Hamas verantwortlich macht - obgleich diese direkt nach dem Ereignis den "Märtyrer", in den Strassen von Gaza, mit der Verteilung von Süssigkeiten feiern liess.
Wer die tödlichen Schüsse abgab, mag die "Alte Tante" aus Zürich nicht schon im Titel verraten, aber immerhin: die Bildunterschrift spricht von Jerusalems Altstadt. Also, nicht etwa das übliche "Ost"-Jerusalem, sondern die ungeteilte Stadt. Man mutet dem Leser sodann immerhin zu, dass er weiss, dass der Tempelberg nicht wegen Al-Aksa so genannt wird - denn sonst müsste da was stehen, wieso gerade diese Illustration für den Beitrag gewählt worden ist.
Offensichtlich glaubt OE24, ein weiteres Erzeugnis aus Österreich, die Schüsse wären vom Himmel gefallen und das allein hätte zu einem Toten und drei Verletzten geführt!
Für Putins Propagandaschleuder RTde gilt auch: bloss nicht den Leser mit zu viel Fakten verwirren, und die zartbesaitete sonntägliche Leserschaft nicht mit toten Juden oder einem Selbstmordattentäter beunruhigen. Besondere Beachtung vedient auch die Formulierung, es sei "zu Schüssen gekommen": mehr deus ex machina geht nicht!
Dass sich ausgerechnet ein Schweizer Massenblatt, 20 Minuten, zum Sprachrohr der Terrororganisation Hamas macht, befremdet hoffentlich nicht nur mich! Ausserdem, aber da sind sie in guter Gesellschaft: man muss schon in den Text einsteigen, um zu erfahren, wie es zu "1 Toter und 4 Verletzte" kommen konnte.
Ursache und Wirkung, Täter und Opfer scheinen nicht ganz geklärt, beim Tagesspiegel, aber es ist wichtiger auf den Selbstmordattentäter zu verweisen, der sein Ziel erreicht hat, als auf dessen unschuldige israelische Opfer!
Auch die Tagesschau scheint von der gleichen Agentur abgeschrieben zu haben, die etliche andere in dieser Bilderreihe auch verwendet haben, und so erstaunt nicht, dass wieder vom wundersamen Erscheinen nicht näher benannten Täter und Opfer gefaselt wird!
Was soll's, es ist Wochenende: bei Zeit Online ergibt "ein Israeli starb. Sicherheitskräfte töteten den Angreifer ..." einen Toten. Welchen Toten man nicht mitzählen wollte, bleibt des Sonntags-Redaktor Geheimnis!
Der mit Sprache Bilder kreiiert
Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung.
Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema.
Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten
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