Die Nachricht aus Amsterdam muss wie eine Bombe einschlagen: eine aufgeheizte, enthemmte Menge von Fussball-Fans jagt Juden und Israeli durch die Strassen. Weil sie jüdische Anhänger einer israelischen Fussballmannschaft sind. Nachdem die holländische Mannschaft Ajax Amsterdam die israelische Mannschaft Maccabi Tel Aviv, auf dem Fussballfeld 5:0 geschlagen haben. Ganz klar, Wut über ein verlorenes Spiel kann es nicht gewesen sein. Im Gegenteil, möglicherweise haben sie sich, nach dem gewonnenen Spiel, stark genug gefühlt, es den Juden “zu zeigen”.
Dass dies sich am Vorabend des Gedenkens an die sog. “Kristallnacht” ereignet, lässt jedem anständigen Menschen das Blut in den Adern gefrieren! An jener Nacht zum 9. November 1938, in welcher nach den Worten der Schoa-Überlebenden Charlotte Knobloch, “das Tor zu Auschwitz aufgestossen” wurde!
Ich werde erinnert an das, was mir mein Vater immer sagte, wenn ich, lässig auf dem Sofa lümmeld ein Fussballspiel im Fernsehen verfolgte: “Fussball ist Kriegsersatz!” Damals hatte ich kein Verständnis für die Abneigung gegenüber dem Sport. Und heute, gute 50 Jahre später, frage ich mich: hat er nicht irgendwie recht gehabt? Welche niederen Instinkte werden in einer Meute befriedigt, die Menschen jagt, nur weil sie Fans einer gegnerischen Mannschaft gewesen sind? Und dann zufällig auch noch Juden!
Ich habe Angst!
Das Büro des israelischen Staatspräsidenten Herzog meldete sich über die Sozialen Medien zu Wort, um auf eine wichtige Stellungnahme des Königs der Niederlande zu verweisen:
Nach Angaben der Agentur Bloomberg – leider hinter einer Paywall – hat die niederländische Polizei an die 60 Personen festgenommen. Sie wird mit der Aussage zitiert, die “Festnahmen erfolg[t]en nach Ausschreitungen in verschiedenen Stadtteilen”. Ferner wird auf einen Kontakt des israelischen Ministerpräsidenten mit seinem holländischen Amtskollegen hingewiesen, in dessen Rahmen jedoch nicht auf eine spezifische Gruppe von Fussball-Supporter Bezug genommen wurde, sondern lediglich “Stören der öffentlichen Ordnung” sowie “Besitz und Abfeuern von Knallkörpern” verwiesen wurde.
Ich habe viele Ausschreitungen in Ungarn erlebt. Die Menschen fühlen sich stark, während des Spiels und danach mächtig um den Anderen es zu zeigen. Darum besuchte ich bald keine Spiele mehr. Liebe Grüße Andreas