Das Gewinnen, so sieht es aus

US-Aussenminister Mike Pompeo an der Münchner Sicherheitskonferenz (Quelle: MSC / Hennemuth)

Es war schön, dem US-Aussenminister an diesem Samstagmorgen in München zuzuschauen und -hören, wie er in Erinnerungen schwelgte. Etwa wenn er davon sprach, dass er schon oft Gast an der Sicherheitskonferenz gewesen war. Er wäre mit John McCain hierher gekommen, oder später als CIA-Direktor. Auch, als er sich an 1989 erinnerte, als die Mauer in Berlin fiel, was für ihn ganz persönlich wäre, denn er war als junger Hauptmann aktiv daran beteiligt gewesen, den Westen an dieser Mauer zu verteidigen. Dass er dabei auch an Ronald Reagans Bezeichnung der Sowjetunion als „evil empire“ erinnerte passte hervorragend dazu.

Und dann brachte Pompeo 3 Zitate aus der jüngeren Vergangenheit, um darauf zu sprechen zu kommen, weswegen er hier war.

The fact that our friend and ally has come to question the very worth of its mantle of global leadership, puts into sharper focus the need for the rest of us to set our own clear and sovereign course.

Kanadas Aussenminister Chrystia Freeland vor dem Parlament in Ottawa, 2017

The multilateral order is experiencing its perhaps gravest crisis since the emergence – its emergence after the Second World War

Die Aussenminister Deutschlands und Frankreichs, in der Süddeutschen Zeitung, 14. Februar 2019

Und unser engster Verbündeter, die Vereinigten Staaten von Amerika erteilen unter der jetzigen Regierung selbst der Idee einer internationalen Gemeinschaft eine Absage.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, in seinem Eröffnungsreferat am MSC, 14. Februar. 2020

Das entspräche in keiner Weise der Realität, und er wäre hier, um ein Paar Fakten anzusprechen: „Der Westen gewinnt, wir gewinnen im Kollektiv, wir gewinnen gemeinsam“, rief er aus, um direkt daran anschliessend den vielleicht grössten Kalauer aller Zeiten zu zitieren, wonach Berichte über dessen Ableben voreilig wären. Was er sagte, klang überzeugt und überzeugend: freie Nationen seien erfolgreicher, Menschen wollten deswegen lieber in Cambridge studieren als in Caracas (er liess offen, ob er Cambridge (UK) oder Cambridge (Mass.) damit meinte), sie gründeten Unternehmen lieber in Silicon Valley als in St. Petersburg (wieder liess er offen, ob Florida oder Russland).

Der Westen gewinnt, weil Freiheit und Demokratie, definiert als das Modell der freien Entfaltung von Individuen, als freies Unternehmertum und als nationalstaatliche Souveränität zu definieren sind, gewännen. Und sprach gleich ein paar weitere unangenehme Wahrheiten an. Russland hält noch immer die Krim und weitere Teile der Ukraine besetzt, und brauchte nicht zu erwähnen, dass Kiew keine 1‘000 Meilen von München entfernt ist. Irans Raketen steckten saudische Ölfelder in Brand, wiederum diskret darüber hinwegschreitend, dass die USA nicht mehr vom Öl am Golf abhängig seien. Auch China, resp. deren High-Tech-Unternehmen wie Huawei, das nur ein verlängerter Arm der chinesischen Geheimdienste seien, läge in territorialem Streit mit allen seiner Nachbarstaaten.

Pompeo schloss seine Ausführungen mit einem der vielleicht stärksten Bilder ab. Er erinnerte sich, vor wenigen Wochen in einem ukrainischen Krankenhaus einen jungen Hauptmann getroffen hätte, der im Kampf schwer verwundet wurde und noch immer einige Schmerzen auszuhalten hätte. Und dieser junge ukrainische Offizier stand auf, als die Delegation sich gerade verabschiedete, humpelte zu seinem Spind, und streifte das Wappen seiner Einheit von seiner Uniform, um sie dem US-ussenminister zu schenken. Dies sei das Bild, von der Verteidigung der Souveränität, für die wir alle gemeinsam in diesem Kampf seien. Und Pompeo bedankte sich bei seinen Zuhörern, dass er an diesem Morgen bei ihnen sein durfte. Let‘s keep at it, let‘s keep winning.

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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