Aufarbeitung des Pogroms vom 7. Oktober 2023

Am 7. Oktober 2023 fielen tausende Palästinenser aus dem Gazastrreifen ins südliche Israel ein. Die IDF brauchte Tage, um die Situation zu beherrschen. (Lizenz: imago/ZUMA; Copyright: Yusef Mohammed)

Die Aufarbeitung des grössten Massakers an Juden nach dem Zweiten Weltkrieg dauert an, es werden – naturgemäss – immer neue Einzelheiten bekannt. Schockierende Einzelheiten, wie die neuesten Enthüllungen, im Rahmen eines Prozesses, sind zwar seltener geworden, sind jedoch unvermeidliche Bestandteile dieses Prozesses. So berichtet die israelische Tageszeitung heute von einem Prozess in den Vereinigten Staaten, in dessen Verlauf das vorgeblich zweifelhafte Verhalten der Nachrichtenagentur Associated Press bekannt geworden ist.

Demnach erfuhr die AP bereits im Jahr 2018 von Verbindungen des freien Pressefotografen Hassan Eslaiah zur Terrormiliz Hamas, erachtete die Quelle der Vorwürfe allerdings jahrelang als unzuverlässig. Erst im Verlauf des Krieges, das auf den 23. Oktober 2023 folgte, wurde die Zusammenarbeit beendet, wie aus Dokumenten hervorgeht, die diese Woche in einem Prozess vorgelegt worden sind. Eslaiah ist bei einem Luftschlag der Israelischen Verteidungeskräfte (IDF) gezielt angegriffen und verletzt worden. In diesem Zusammenhang machte die IDF dessen Zugehörigkeit zur Islammiliz bekannt.

Ein Video und verschiedene Fotos belegen, dass der Fotograf am 7. Oktober in den Kibbutz Nir Oz zusammen mit Gazaern einfiel, ohne erkennbare Kennzeichnungen als Pressevertreter zu tragen. Pro-Israel Advokaten äusserten nach dem Massaker die Vorwürfe, wonach Eslaiah und andere Presseleute hätten Kenntnis von den Angriffsplänen gehabt, ohne dafür irgendwelche Belege zu liefern. Die AP stellte diese Vorhaltungen in Frage, entfernte allerdings die Bilder des Fotografen aus diesen Tagen aus ihrer Datenbank.

Vor einem Jahr reichten Überlebende der Massaker und Angehörige von Getöteten bei einem Gericht in Florida Klage gegen die Nachrichtenorganisation ein, die diese als wissende Mittverantwortliche der Massakers identifizieren. In der Klage wird auch Eslaiah genannt. Eines der Anklagepunkte beschuldigt die AP, das Massaker mitfinanziert zu haben, indem es u.a. Bilder von diesem gekauft hatte: “AP wusste, oder hätte wissen müssen, dass von ihr bezahlte Leute Verbündete der Hamas, oder dessen Propagandisten” gewesen seien.

Beigebrachte Dokumente belegten diese Verbindungen bereits vor sieben Jahren, wie etwa ein von der Nachrichtenorganisation publizierter Beitrag vom 11. Dezember 2018 offenbart. Ein, der Klage beigefügter E-Mail Austausch soll Zweifel an Islaiahs Zuverlässigkeit beinhalten, die Dokuente sind allerdings in grossen Teilen geschwärzt, um Quellen zu schützen.

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Das könnte eines der grössten Skandale im Zusammenhang mit der durch Nachrichtenagenturen und Pressejournalisten erfolgenden Berichterstattung aus dem Nahen Osten werden.

Dieser Beitrag wurde aktualisiert durch Thomas Morvay, vor 2 Wochen

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Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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