Alles wie gehabt? – Harris’ Haltung zu Israel

U.S.-Vizepräsidenten Kamala Harris, die Kandidatin der Demokraten für die Präsidentschaft 2024, im United Center in Chicago, bei ihrer Acceptance Speech. (Lizenz: imago/ZUMA; Copyright: Annabelle Gordon)

Letzte Aktualisierung am 23. August 2024 durch Thomas Morvay

Letzte Nacht habe ich, mit Millionen von anderen Interessierten, die Rede der Kandidatin der U.S.-Demokraten verfolgt. Und ich gebe es gerne zu: ich wartete nur auf ihre Worte, die ihre Position zu Israel festlegen würden. Ich bin da altmodisch, mein Massstab ist: ist sie gut für uns Juden, ist sie gut für Israel? Und, weil Aussenpolitik selten Wahlen in Amerika entscheidet, musste ich lange warten!

With respect to the war in Gaza. President Biden and I are working around the clock. Because now is the time to get a hostage deal and ceasefire done. Let me be clear: I will always stand up for Israel’s right to defend itself and I will always ensure Israel has the ability to defend itself. Because the people of Israel must never again face the horror that the terrorist organization Hamas caused on October 7th. Including unspeakable sexual violence and the massacre of young people at a music festival. At the same time, what has happened in Gaza over the past 10 months is devastating. So many innocent lives lost. Desperate, hungry people fleeing for safety, over and over again. The scale of suffering is heartbreaking.

Aus der Acceptance Speech von Kamala Harris, am 21. August 2024 in Chicago

Hört sich erst einmal gut an. Und ist dennoch nicht mehr als das farblose Lippenbekenntnis, wie es Joe Biden während seiner Amtszeit stets praktiziert hat. Sie spricht das aus – nein, sie plappert das nach – was weltweit der kleinste gemeinsame Nenner der “Israel-Solidarität” darstellt: wie auch in Deutschland, gilt die Sicherheit Israels, ihre Befähigung sich selbst zu verteidigen, als conditio sine qua non. Aber nicht mehr!

Das “Leiden in Gaza” hat buchstäblich das selbe Gewicht, wie das schlimmste Massaker an Juden seit dem Zweiten Weltkrieg. Keine Erwähnung dessen, wogegen nicht nur Israel zu kämpfen hat, aber grundsätzlich alle anständigen Menschen: dass die Mullahs in Teheran die gesamte Region in ein Flammenmeer zu verwandeln trachten, um ihrer unmenschlichen Ideologie zum Durchbruch zu verhelfen. Und das, ohne die anderen Handlanger der Mullahs zu benennen: allen voran die Hisbollah, die ein ganzes Land ins Elend gestürzt hat – den Libanon. Die Terrormiliz, die den Norden Israels seit Monaten mit Terror überzieht, in Teilen gar unbewohnbar gemacht hat.

Solange die Menschen von Kiriat Schmona gezwungen werden, in Hotels um Eilat zu leben, wird mein Verständnis, gelten meine Sympathien für palästinensische Araber in Gaza oder im Libanon, sich in ganz engen Grenzen halten. Gerade, weil Kräfte innerhalb der U.S.-Demokraten in Chicago den Palästina-Unterstützern erfolglos eine Bühne zu geben trachteten, hätte gesagt werden müssen! Die Kandidatin Kamala Harris, die sich ja auch gegenüber Joe Biden abgrenzen muss, um sich von der Hinterlassenschaft ihrer eigenen Beteiligung an der Biden-Administration zu befreien, hat hier eine Chance vertan, eigene Position zu entwickeln. Noch hat sie rund 75 Tage Zeit, dies nachzuholen. Vorausgesetzt, sie will für ihre Überzeugungen und Werte gewählt werden. Und nicht für ihre “Doppel-X Chromosomen” und nicht für ihre Hautfarbe!

Über Thomas Morvay 326 Artikel
Der mit Sprache Bilder kreiiert Seit über 10 Jahren journalistisch tätig, vorwiegend zu Themen Israel und jüdisches Leben. Zuvor Korrespondent und Redaktioneller Mitarbeiter für die European News Agency, und seit geraumer Zeit als Blogger hier auf dieser Plattform. Davor war ich auch fleissig als Kommentator über die Plattform Disqus unterwegs, u.a. bei der Jerusalem Post oder die Neue Zürcher Zeitung. Inhaltlich mache ich keinen Hehl aus meiner Überzeugung, dass für mich die sog. Zwei-Staaten-Lösung - die ja wahl- und bezeichnenderweise auch schon ein Konzept für mehr als 2 Staaten war - eine in der westphälischen Ordnung (Henry Kissinger) verwurzelte und europazentrische Sichtweise - überholt resp. zumindest neu gedacht werden muss. Als Sprössling zweier Überlebenden der Schoa ist das, was man heutzutage Erinnerungskultur nennt, naturgemäss mein Thema. In diesen Zusammenhang gehört die Auffassung, dass man nach wie vor lieber tote Juden beweint, als dass man sich lebenden Juden - in Israel oder in der Diaspora - zuwendet, bekennt und mit ihnen solidarisiert. In dieser Hinsicht halte ich meinem Land, der Schweiz, vor, sich ihrer Verantwortung aus dem Zweiten Weltkrieg bis heute nicht gestellt zu haben. Da verkommt sogar die Diskussion über eine zentrale Gedenkstätte oder zu Raubkunst zur willkommenen Ablenkung vom Thema. Mitglied im Deutschen Verband der Pressejournalisten

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